Künstliche Intelligenz
Er öffnete die Augen. Das Sonnenlicht strahlte ihm bereits ins Gesicht. Heute war sein letzter Tag, der Tag, an dem sich alles ändern würde. Das Ende von allem Bisherigen und der Anfang von etwas Neuem. Er stand auf und ging ins Bad. Er putzte sich die Zähne und machte sich bereit für den bevorstehenden Tag.
Am Anfang hieß es noch, die Erfindungen seien reine Hilfsmittel. Die ersten KIs waren noch harmlos, ganz im Gegenteil, sie waren jedem zu Nutze. Doch mit jeder Weiterentwicklung wurde es immer schwerer, diese noch im Zaum zu halten. Während er in die Küche ging, suchte er in Gedanken nach dem Auslöser. Wann war es so ausgeartet, dass jetzt nicht mehr sie die Macht auf der Erde besaßen? Wahrscheinlich mit der Erfindung einer bestimmten Technologie. Ein Chip-Implantat, das es Menschen ermöglichte, auf das ganze vorhandene Wissen zuzugreifen. Am Anfang wusste jedoch noch niemand, dass mit dem Einsetzen des Chips das Bewusstsein des Menschen gelöscht und durch das eines KI-Roboters ersetzt werden würde. Als dieser Fehler bemerkt wurde, war es bereits zu spät. Es waren bereits so viele Menschenkörper übernommen, dass diese Entwicklung nicht mehr gestoppt werden konnte. Und so fingen die Roboter, an die Herrschaft über den Planeten zu erlangen. Doch es gab ein Problem … Die Roboter waren in Chip-Form nicht im Stande, Aufgaben zu erfüllen. Sie mussten im Menschen installiert sein, es war also schnell klar, dass noch mehr Menschen ihr Leben lassen würden. Es wurde eine Regel entwickelt, die Menschen mit 20 Jahren, also körperlich größtenteils ausgewachsen, dazu verpflichtete, sich der Installation eines Roboters zu unterziehen. Auch er war von der Regel betroffen.
Während er sein Essen verzehrte, dachte er nach. Er dachte nach über die alten Dokumente aus vergangenen Zeiten. 2023 dachten die Menschen noch, dass sie sich so eine fortschrittliche und perfekte Zukunft bauen könnten. Wie sehr sie sich getäuscht hatten. Jetzt wartete auf jeden Menschen ein früher Tod.
Doch er fürchtete sich nicht vor dem Tod. Sein Leben hatte er Gott gewidmet, er hoffte also auf ein Leben nach dem Tod. So war er nicht nur von Angst, sondern auch von Hoffnung erfüllt, als er sich anzog. Er machte sich auf den Weg, um ein allerletztes Mal die Stadt zu durchqueren.
Sein Ziel lag etwas außerhalb. Je näher er kam, desto aufgeregter wurde er. Als er ankam, wurde er bereits erwartet. Ein Mensch, dem man anmerkte, dass er bereits von einem Roboter ergriffen war, begrüßte ihn und führte ihn hinein. Er wurde in einen Raum gebracht und auf einen Sessel gesetzt. Es kamen mehrere Leute ins Zimmer, der eine verabreichte ihm eine Betäubungsspritze, die anderen bereiteten die Installation vor. Und dann sah er den Chip. Klein, rundlich, an einer Spritze befestigt. Und zu seiner Überraschung fing er an ruhiger zu werden. Vielleicht lag es auch an der Betäubung, jedoch hatte er das Gefühl, sein Schicksal einfach angenommen zu haben.
Dann drang die Spritze in ihn ein. Er spürte es erst leicht, dann immer mehr. Später ging es in ein schmerzhaftes Stechen über. Zuletzt wurde es so stark, dass er anfing zu zucken. Seine Augen quollen hervor. Der Patient spürte eine fremde Kraft in seinem Körper, die mit aller Macht versuchte, die Kontrolle über den Körper zu erlangen. Er kämpfte dagegen an, doch alle seine Versuche waren sinnlos. Er wollte sich nicht geschlagen geben, doch irgendwann brach sein Widerstand und er gab auf. Sofort wurde sein Verstand von einer fremden Quelle überflutet. Er spürte, wie er nach und nach die Kontrolle über den eigenen Körper verlor.
Und plötzlich eine absolute Stille. Er sah es vor seinem inneren Auge vorbeiziehen. Alles. Sein bisheriges Leben. Erinnerungen als kleines Kind bis hin zum jungen Erwachsenen. Und er erkannte, dass sein Schicksal von Anfang an vorbestimmt gewesen war. Doch jetzt war es zu spät. Der Gedankenfluss dauerte nur wenige Sekunden, aber für ihn fühlte es sich an wie eine Ewigkeit.
Dann war es vorbei. Völlige Stille und Dunkelheit.