Der gestohlene Bauplan der Zwei-in-Eins-Rutsche
An einem Sonntagmittag im Jahr 2050 beschlossen Tim und Leo, Fußball zu spielen. Es war aber kein normaler Fußball, denn wenn der Ball vom Spielfeld runter rollte, wurde er automatisch wieder zurück geschossen. „Du stehst im Tor, okay?“, fragte Tim. „Einverstanden“, stimmte Leo zu und ging ins Tor. Die beiden waren Geschwister und liebten Fußball. Tim rannte auf den Ball zu und schoss, doch der Fußball prallte am Pfosten ab und flog ins Gebüsch. Kurze Zeit später kam der Ball wieder zum Vorschein. „Es hat wirklich geklappt!“, rief Leo begeistert.
Sie spielten noch eine Weile weiter, bis sie keine Lust mehr hatten und zurück in ihre Wohnung im 8. Stock gingen, um zu essen. Doch auch beim Essen war etwas anders als üblich. Das Essen wurde nicht wie in jeder normalen Familie gekocht, sondern man musste nur die Zutaten in ein Rohr kippen und schon kam unten aus dem Rohr eine fertig gekochte Mahlzeit. Heute gab es Spaghetti Bolognese. Tim wünschte: „Guten Appetit!“ „Danke, gleichfalls“, antwortete Leo.
Während des Essens kam Leo eine neue Idee für ein neues Werk. Alle in der Familie waren nämlich Erfinder. Den Komm-automatisch-zurück-Ball hatte Leo zum Beispiel selber entworfen. Sein Papa wiederum hatte die Essensmaschine gebaut und nun hatte Leo schon wieder einen genialen Einfall. „Wir könnten doch dieses Jahr für den Erfinderwettbewerb eine Zwei-in-Eins-Rutsche bauen“, schlug er vor. Also machten sie sich zusammen mit ihrem Papa an den Entwurf des Bauplans. Sie grübelten, rechneten und zeichneten stundenlang, bis sie mit ihrem Ergebnis zufrieden waren und schlafen gingen.
In der Nacht brach ein Mann im schwarzen Anzug bei der Familie Erfinder ein. Er schlich in Leos Zimmer, wo der Bauplan für die Rutsche lag. Er nahm ihn und ging wieder nach draußen. Am nächsten Morgen erschrak Leo: „Wo zum Teufel bitte ist der Bauplan hin?“ Nun kam auch Tim dazu. Er überlegte: „Vielleicht hast du ihn woanders hingelegt?“ „Nein! Ich bin mir ganz sicher, dass ich ihn auf meinen Schreibtisch gelegt habe“, erwiderte Leo aufgeregt. „Jetzt beruhigt euch mal, wir werden ihn schon noch finden“, rief Papa von nebenan. „Kommt erstmal frühstücken.“ Und Mama fügte hinzu: „Es gibt Pfannkuchen!“ Da stürmten Leo und Tim wie die Verrückten an den Esstisch.
Nach dem leckeren Frühstück meinte Tim: „Wir müssen den Bauplan der Zwei-in-Eins-Rutsche schnell finden, denn der Wettbewerb ist schon am Dienstag.“ „Zwei-in-Eins-Rutsche? Wie soll die denn aussehen?“, fragte Mama neugierig. „Na ja, die Rutsche führt außen vom 10. Stock mit vielen rasanten Kurven steil hinab bis zum Hof. Sollte im Hochhaus mal ein Feuer ausbrechen, kann man sich darüber nach unten retten. Alle nicht Schwindelfreien können stattdessen die Feuertreppe benutzen. Im Gegensatz zur Feuertreppe darf die Rutsche aber jederzeit zum Spielen genutzt werden, deswegen eine Zwei-in-Eins-Rutsche. Sie bietet Rutschvergnügen und gleichzeitig einen zusätzlichen Rettungsweg“, erklärte Tim ausführlich. „Klingt toll! Dann macht euch mal schnell auf die Suche nach dem Bauplan“, meinte Mama.
Die Brüder suchten und suchten, aber ohne Erfolg. Traurig legten sie eine Pause ein und spielten eine Runde Schach. Leo sagte: „Springer nach E1“, und schon stand der Springer auf dem Feld E1. Dann war Tim an der Reihe, doch plötzlich klingelte es. Tim öffnete – vor der Wohnungstür stand der Einbrecher von gestern Nacht, doch das wussten sie natürlich nicht.
„Guten Morgen“, erklang es aus dem Munde des Einbrechers. „Guten Morgen“, grüßte Tim zurück. „Wer ist da?“, fragte Mama aus der Küche. „Es ist Nachbar Singesong“, antwortete Tim. Nachbar Singesong sprach: „Nun ja, ich wollte euch zu Kaffee und Kuchen einladen. Hättet ihr vielleicht Zeit, jetzt gleich?“ Tim und Leo liebten Kuchen. Sie riefen im Chor: „Ja, gerne!“ „Mama, Papa, kommt ihr mit?“, fragte Leo. „Ja, okay“, meinte Mama, und so ging die ganze Familie Erfinder rüber zu Nachbar Singesong. Dieser nahm auch am Erfinderwettbewerb teil. Deswegen unterhielten sich die Erwachsenen bei Kaffee und Kuchen auch über den Wettbewerb.
Leo und Tim spielten währenddessen an einem Tischkicker im Nachbarzimmer, an dem ein Display angebracht war, das die Punkte automatisch zählte. Leo schoss gerade aufs Tor zu, da entdeckte Tim etwas im Regal. „Leo, schau mal“, rief Tim aufgeregt. Leo blickte zu Tim herüber und sah es auch. „Sieht irgendwie aus wie der Bauplan unserer Rutsche“, flüsterte Tim sprachlos. „Ja, richtig“, stimmte Leo ihm zu. „Ich werde mal Nachbar Singesong fragen“, beschloss Leo. „Ich komme mit“, erwiderte Tim und folgte ihm ins Wohnzimmer, wo die Erwachsenen saßen. Leo begann: „Nebenan im Regal liegt so ein Bauplan, und ich finde, er sieht aus wie unser Entwurf der Rutsche.“ Die Eltern schauten erst Herrn Singesong fragend an und dann wieder die Jungs.
„Also, es war so …“, fing Herr Singsong an, „ihr habt Recht. Es ist euer Bauplan und ich fand ihn mega gut. Deshalb bin ich letzte Nacht durch das offene Balkonfenster vom Kinderzimmer geklettert und habe den Bauplan genommen. Es tut mir furchtbar leid, aber ich hätte so zum ersten Mal bei dem Wettbewerb gewinnen können.“ „Halb so wild“, beruhigte Tim ihn, „Sie haben mich soeben auf die Idee für eine neue Erfindung gebracht: eine Alarmanlage mit Stolperfallen. Sie können es ja bauen und damit am Wettbewerb teilnehmen“, schlug Tim vor. „Danke, das ist wirklich eine gute Idee!“, bedankte sich Herr Singesong.
Schließlich ging die Familie Erfinder nach Hause und baute die Rutsche fertig. Am nächsten Tag war es dann so weit – sie fuhren mit dem Auto zum Wettbewerb und schon wenige Stunden später stand fest: Sie hatten gewonnen!!! Leo und Tim waren sehr glücklich über den Hauptpreis, einen ferngesteuerten Hubschrauber. Sie konnten es kaum erwarten, diesen in ihrem Hochhaus auszuprobieren. Noch am gleichen Nachmittag flog der Hubschrauber wie eine Brieftaube zu all ihren Freunden im Hochhaus und verteilte kleine Zettelchen mit der freudigen Nachricht über den Hauptgewinn. Auch Nachbar Singesong war sehr zufrieden über den 2.Platz mit der Stolperfallen-Alarmanlage. Da er den beiden Jungs immer noch sehr dankbar war, gab er den Preis an sie weiter. So freuten sich Tim und Leo zusätzlich über einen Gutschein für zwei Personen für einen Besuch im Holiday Park.