Mikes Reise in die Spielezukunft
Mike war ein ganz normaler Junge. Er hatte glattes, haselnussbraunes Haar und hellgrüne Augen. Für sein Alter war er ziemlich klein und er war schon zwölf! Doch eines Tages passierte ihm etwas Seltsames.
Mike wachte auf und schaute auf den Wecker. 9:00 Uhr morgens. Mike dachte über seinen Traum nach. Er hatte geträumt, dass er eine Zeitmaschine gebaut hätte, um damit in die Zukunft reisen zu können. Mike schüttelte den Kopf. Nein, nie im Leben könnte er so eine Maschine zustande bringen! Er war zwar ein großer Erfinder (er hatte ein Bügeleisen so gebaut, dass es kalt bügelte, und einen Roboter, der in seinem Bauch eine Spülmaschine hatte), aber eine solche Wahnsinnsmaschine? Nein!
Mike stand auf und ging in die Küche. „Morgen, Mama! Morgen, Papa!“ gähnte er müde. „Guten Morgen, mein Schatz! Magst du vielleicht einen Toast?“, fragte seine Mutter ihn. „Oh ja, danke!“ Zusammen mit Mama Sara, Papa Christian und seinen beiden Meerschweinchen Flitzi und Einstein wohnte Mike in England. Sie waren erst vor einem halben Jahr nach England gezogen. Mike hatte schnell einen neuen Freund gefunden, er hieß John.
Nachdem er den Toast gegessen hatte, ging er in seine Werkstatt. Er wollte versuchen, die Zeitmaschine aus seinem Traum zu bauen. Er konnte sich noch ganz genau erinnern, wie er es angestellt hatte. „… Holz, Säge, Leim, alles da!“, freute er sich. Er begann zu tüfteln. Nach einer halben Stunde war er fertig. Mike wischte sich die Stirn. Er wollte die Maschine gleich testen. Also hielt er sie fest in der Hand, drückte den Startknopf und rief laut: „Bring mich in die Zukunft, damit ich sehen kann, wie man dort spielt!“ Die Maschine gab ein lautes Piepsen von sich. Mike wollte sich die Finger in die Ohren stecken, doch dazu kam er nicht. Ein Windstoß wirbelte in seiner Werkstatt herum. Mike drehte sich im Wind und spürte ein leichtes Kribbeln im Bauch. Er schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, war es, als sei er in einer anderen Welt. Überall Hochhäuser mit bepflanzten Flächen und überall Bäume und Grünflächen. Dies war ein sehr schöner Anblick. Mike freute sich. Er hatte es geschafft, eine Zeitmaschine zu bauen!
„Hallo, du da!“, piepste ein leises Stimmchen. Mike erschrak. Wo kam diese Stimme her? „Hier unten!“, piepste das Stimmchen. Mike schaute nach unten und entdeckte einen kleinen Roboter. „Hallo, ich bin X4669-8F80 und wer bist du?“ „Äh, hi! Ich bin Mike und komme aus der Vergangenheit“, antwortete Mike überrascht. „Kannst du mir zeigen, wie die Kinder in der Zukunft spielen, X4698-FF, äh…?“ „X4669-8F80! Kannst mich aber X4 nennen! Na klar doch! Komm mit!“ Der Roboter rollte los. Er hatte nämlich Räder.
„Da wohnt Ramona, Du kannst klingeln, die ist nett! Tschüss und viele Grüße!“ verabschiedete sich X4.
Mike blieb verdattert stehen. Sollte er bei dieser Ramona klingeln? Mike gab sich einen Ruck und drückte auf den Knopf. Es dauerte nicht lange, da öffnete sich die Tür. Ein Mädchen mit langen, schwarzen Haaren, dunkler Haut und schokoladenbraunen Augen schaute Mike entgegen. „Hi, Mike, X4 hat mir schon eine Nachricht gesendet, dass du kommst.“
„Guten Tag! Ich möchte wissen, wie ihr spielt und, ähm, wie alt bist du eigentlich?“, fragte Mike neugierig. „Wie alt ich bin? Mitte zwölf. Und natürlich zeig ich dir, wie wir spielen, komm rein!“ Ramona öffnete die Tür so weit es eben ging. Als sie im Haus standen, sagte Ramona: „Komm, wir gehen in mein Zimmer!“ Sie gingen den schmalen Flur entlang, vorbei an Jacken, Schuhen und Mützen, hin zu einer Holztreppe. Sie war weiß gestrichen worden. Sie gingen die Treppe hinauf und dann noch ein Stockwerk höher. Endlich kamen sie in Ramonas Zimmer. Es war groß, hatte einen kleinen Erker mit kleinem Fenster, in dem ein Bett stand, einen riesigen Schreibtisch, über dem ein Poster hing, auf dem die bepflanzten Hochhäuser der Stadt abgebildet waren. Auf dem Tisch standen ein Laptop, Buntstifte und ein Foto. Wahrscheinlich von Ramonas Familie.
„Die auf dem Bild sind wir, also meine Familie. Mama Anouk, Papa Nick, meine Schwestern Esmé und Nathalie, mein kleiner Bruder Felix und mein großer Bruder Colin,“ erklärte Ramona. „Und natürlich ich.“ „Das heißt …“ Mike zählte. „Ihr seid sieben in eurer Familie?!“ „Ja, das stimmt!“ Ramona war stolz. „Ich habe gleich eine Verabredung mit meinen Schulfreunden, da kannst du dabei sein.“ „Okay, da bin ich gern dabei! Was spielt ihr denn Schönes?“ fragte Mike neugierig. Ramona startete den Laptop, ohne Mike anzuschauen. „Ein Spiel auf dem Laptop, da geht’s um Umwelt. Und falls du dich fragst, wir treffen uns über Skype.“ Mike war baff. „Ich habe gedacht, ihr trefft euch draußen auf dem Spielplatz, oder so!?“ „Nur noch selten, wir machen fast alles online.“ Ramona öffnete Skype. „FAST ALLES ONLINE?“ Mike konnte es nicht glauben. „Es dauert noch ein paar Jahre, bis wir Umwelt-Spielplätze in den Umwelt-Parks bauen können. Wissenschaftler wie Dr. Sebastian Wood oder Melissa Long grübeln schon lange, wie man Umwelt-Spielplätze designen und bauen könnte. Das ist nämlich sehr schwierig.“ Erklärte Ramona lässig.
„Hi, Mona, was geht? Äh, wer ist denn der da?“, meldete sich jemand aus dem Computer. „Hi, Raffi, und, oh, hi, Selina, das ist Mike und er kommt aus der Vergangenheit!“ antwortete Ramona. „Echt? Voll cool!“, staunten Raffi und Selina. „Jep!“
Sie erzählten sich mindestens zwei Stunden lang alles Mögliche. Dann verabschiedeten sie sich. Mike musste sich aber nun auch von Ramona verabschieden. „Nimm das als Andenken mit!“ Ramona drückte ihm etwas in die Hand. Es war ein bepflanztes Hochhaus aus Ton. „Danke! Und vor allem danke, dass ich da sein durfte!“, bedankte sich Mike. „Danke, dass du hier warst, Mike. Besuch mich mal wieder!“ Ramona winkte ihm, denn schon hatte Mike „zurück ins Jahr 2023!“ gerufen, da kam der Windstoß auf. „Tschüss, Ramona!“, rief Mike. Ramona winkte noch einmal. Dann konnte Mike sie nicht mehr sehen. Er wirbelte immer noch im Kreis und dann stand er in seiner Werkstatt. Er stellte die Zeitmaschine ab und rannte zu seinen Eltern. „Hallo, Mama, hi, Papa! War in meiner Werkstatt …“
Er wollte lieber nicht erzählen, was er erlebt hatte. Es war sein Geheimnis. Etwas drückte ihn in seiner Hosentasche. Mike holte es heraus. Es war das Hochhaus. Mike freute sich. Dieser Tag war für ihn die schönste Überraschung der Welt gewesen. Er lächelte.
Epilog:
Mike reiste noch öfter zu Ramona. Außerdem baute er eine Maschine, mit der man in Büchern, CDs oder Filmen mitspielen konnte. Doch das erfahrt ihr erst im zweiten Teil.