Arno Reinfrank

Arno-Reinfrank-Jugendpreis 2025

Joshua Mim

Writers of the Galaxy

Es war ein wunderschöner Tag im All, die Sterne erhellten die schwarze Leere. Die Familie meines Freundes, mein Freund und ich mitsamt unserer Crew flogen auf dem Rückweg von unserer Expedition zurück zu unserem Zuhause, dem Mars. Nur noch ca. drei Wochen bis zur Ankunft, dann wären wir endlich wieder daheim.

Wir erreichten den Radius unseres Sonnensystems, die Sonne war so hell wie noch nie, aber sie fühlte sich so nutzlos an. Unseren Daten nach sollten wir bereits in Reichweite sein, den Mars zu sehen. Wir sahen ihn nicht. Aber wir sahen eine abnormale Menge an Meteoriten, die an uns vorbeikreisten. Eigentlich sogar zu viele, um sich keine Sorgen zu machen. Dann traf es uns wie ein Blitz: Der Mars existierte nicht mehr!

Wir scannten das gesamte Sonnensystem - das Ergebnis war tragisch. Jeder Planet in unserem Sonnensystem war wie verschluckt worden. Während wir uns fragten, wie das passieren konnte, fühlten wir, wie uns etwas beobachtete. Jeder spürte es - selbst Madasas 15-jährige Tochter zuckte zusammen. Wir drehten das Raumschiff in Richtung Sonne.

Keiner hatte irgendetwas Spezielles erwartet, aber was wir sahen, ließ uns die Augen reiben: Ein riesiger Wurm, so lang wie mehrere Planeten, schlängelte sich um die Sonne, bohrte sich hinein und kam auf der anderen Seite wieder heraus. Ich spürte, dass etwas geschehen würde. Ohne ein Wort zu den anderen zu sagen, rannte ich in Richtung der Rettungskapseln des Raumschiffs – es hieß übrigens Basilisk X. Alles geschah aus purem Reflex, und wenige Sekunden später schwebte ich im All. Die zwei anderen Rettungskapseln waren noch eingekoppelt. Es war still. Alles erhellte sich.

Die Sonne explodierte. Eine viel zu starke Schockwelle traf die Basilisk X. Ich dachte, meine Kapsel würde in zwei Teile gerissen werden, doch dank ihrer kleinen und aerodynamischen Form geschah das nicht. Ich wurde heftig geschüttelt und durch das Sonnensystem geschleudert. Wer weiß, wie schnell ich flog. Ich brach mir meinen linken kleinen Zeh, sonst ging es mir einigermaßen gut – angesichts meiner Situation. Aber meine Energieversorgung war zerstört.

Ich dachte sofort an die Solarpanele der Kapsel – aber welche Sonne sollte diese laden? Naja, keine. Ich drehte mich und drehte mich, schwerelos im All. Irgendwann wurde ich ohnmächtig. Ein starkes Rütteln weckte mich auf. Eine zweite Kapsel stabilisierte meine, und ich flog gegen die Wand. Ich sah durch mein Fenster die Kapsel, die mich stabilisierte – sie war die gleiche wie meine, aber anscheinend mit Energie.

Die Scheinwerfer der Kapsel blendeten mich. Ich gab mit meiner Hand ein Zeichen, die Lichter auszuschalten. Nun konnte ich in die andere Kapsel sehen – da war er: Madasa, mein Vizekapitän und guter Freund. Neben ihm erkannte ich eine weitere Silhouette: ein Kind, vermutlich seine Tochter Lilia. Ich war ziemlich neidisch, dass er Familie bei sich hatte. Ich hatte meine bei einer Epidemie auf der Erde verloren und war daraufhin auf den Mars geflohen.

Aus irgendeinem Grund lächelten wir uns an, doch sein Lächeln verschwand schnell. Er fiel um. Seine Tochter, die an der Wand gelehnt hatte, rannte auf einmal los. Ich verstand nicht – ich dachte, er sei nur erschöpft. Ich sah, wie sie nach Lebenszeichen suchte, durch Atmung und Puls. Es schien, als würde sie nichts finden. Sie begann hektisch mit einer Herzmassage, versuchte auch Mund-zu-Mund-Beatmung. Nach einer mir viel zu lang vorkommenden Zeit hörte sie auf, erhob sich und schüttelte den Kopf. In der nächsten Sekunde brach sie neben ihm zusammen und kauerte sich an die Leiche von Madasa heran.

Ich suchte nach Möglichkeiten, wie ich mich mit Lilia verständigen könnte. Zuerst dachte ich an Zeichensprache, aber die beherrschte sie nicht. Mir fiel ein, dass die Rettungskapseln auf unserem Schiff immer mit einem Block und Stiften ausgestattet waren. Ich ging dann also zu der Kommode und holte den Block und einen Stift heraus. Ich schrieb mit fetten Buchstaben darauf:

„ICH VERSTEHE, WIE DU DICH FÜHLST, ABER BLEIB BEI DER SACHE, BEVOR WIR VERRECKEN!!!!!“

Sie sah es nicht, Lilia drehte sich nicht einmal um. Schreien wäre nutzlos gewesen, da man im All keinen Ton vernehmen kann. Es dauerte so lange, bis sie endlich aufstand, dass ich bereits eingeschlafen war. Sie weckte mich abrupt mit dem Licht ihrer Kapsel. Ich fühlte mich, als würden wir direkt in einen Stern fliegen, aber weit und breit war im All nichts zu sehen – nur Sterne, die extrem weit weg waren.

Ich stand auf, sah ihr in ihr zärtliches und verletztes Gesicht und hielt den Block hoch. Sie las langsam und hielt ihre Tränen zurück. Wir verständigten uns weiter und versuchten Lösungen zu finden. Sie erzählte mir ebenfalls, dass Madasa gestorben war, weil er sich bei der Explosion den Kopf sehr stark gestoßen hatte – sogar eine Delle war zu sehen.

Wir fanden keine Lösung, und unsere Blöcke wurden voller und voller. Die Leiche war inzwischen ganz blass. Man merkte, dass es Lilia mit der Zeit immer schlechter ging. Langsam verstand ich, dass sie nicht mehr wollte. Auf meiner letzten Seite schrieb ich einen ganz einfachen Satz: „Was machen wir jetzt?“

Sie nahm die Leiche ihres Vaters und brachte diese mit Tränen in den Augen zur Schleuse. Sie legte sie langsam und vorsichtig hin, schloss zögerlich die Schleusentür. Allerdings konnte sie die äußere Tür nicht öffnen – nicht weil es nicht ging, sondern weil sie es emotional nicht schaffte. Sie stand also da, Hand über dem kleinen Hebel, aber ohne die Intention, ihn zu bewegen. Nach einer Zeit drehte sie ihren Kopf zu mir um, sie lächelte, während Tränen ihr Gesicht vollständig überfluteten.

Einen Moment später schwebte Madasa im All. Er hatte schon immer davon geträumt, ohne Raumanzug im All zu sein, aber er wusste, dass man das nicht überleben würde. Nun ja, letztlich wurde sein Traum wohl doch erfüllt. Der Wurm – erinnert ihr euch noch? Er war wieder da. Anscheinend von der Leiche angelockt, bewegte er sich langsam auf uns zu. Wir erschraken, und Lilia fiel sogar zu Boden. Wir spürten, wie wir langsam auf ihn zusteuerten – immerhin war der Wurm so groß wie ganze Planeten. Wir wurden immer schneller und merkten, wie sich die Kapsel stabilisierte und wie in einem Sog auf ihn zusteuerte.

Wir kamen immer näher, und wir sahen, wie er seinen Mund – oder was auch immer das war – öffnete. Alles in ihm war dunkel, nichts zu sehen außer seinen riesigen Fangzähnen, die uns ohne Probleme hätten spalten können. Ich sah, wie Lilia sich in die Ecke begab, sich gegen die Wand lehnte und offenbar das Schlimmste erwartete.

Wir waren nun innerhalb des Wurmes und man sah nichts. Ob es wohl überhaupt dunkel war? Wir waren uns nicht einmal sicher. Ein Licht. Nein – kein Licht. Blau, Grün, Weiß. Ein Planet. Wie die Erde, aber nicht die Erde. Wir sahen auf einmal wieder Sterne, und der Planet kam immer näher. Wir spürten, wie wir in die Atmosphäre des Planeten eindrangen, und die Kapseln begannen sich stark zu erhitzen. Wir wurden ohnmächtig.

Wir haben nie erfahren, warum der Wurm unser Sonnensystem zerstört hat, aber wir wissen, dass es noch Hoffnung für die Menschheit gibt. Ein neuer Anfang. Man hat uns eine neue Chance gegeben.