Arno Reinfrank

Arno-Reinfrank-Jugendpreis 2025

Chelsea Momouo

Eine schönere Welt

Still und horchend sitze ich in meinem Kämmerlein,
Sehne mich nach menschlicher Wärme.
Betrübt von meinem irdischen Dasein,
Versinkt mein Geist im nächtlichen Gelärme.

Benommen sehe ich aus meinem Fenster,
Wie die Menschenmassen sich drängen.
Rastlos umherirrend wie Gespenster,
Unterwirft sich jeder seinen täglichen Zwängen.

Beim Anblick der tristen Betonlandschaft
Steigt Melancholie in mir auf.
Benzingeruch trifft auf den Gestank von Müllsaft,
Gerümpfte Nasen sehe ich zuhauf.

Vom Grün bleiben nur vereinzelte Flecken,
So rar gesät wie bei Menschen die Vernunft.
Mich durchfährt ein entsetzlicher Schrecken
Beim Gedanken an die heillose Zukunft.

Die Verknöcherten legen die Erde in Trümmer
Und der Arglose kehrt zusammen die Scherben.
Niemand mag sich um ihn kümmern,
Dennoch ist er gehalten, für seine Peiniger zu sterben.

Unaufhörlich türmen sich meine Sorgen
Zu Chaos, Krieg und Untergang.
Der Schnee von gestern wird zur Sintflut von morgen,
Wo bleibt unser Tatendrang?

Alles um mich herum zerfällt,
Darum träume ich von einer schöneren Welt.

Irgendwo in weiter Ferne,
In einer vielleicht unbekannten Galaxie,
Kreist um einen ganz anderen Sterne
Ein Planet an der Schwelle zur Utopie.

Auf dieser neuen Erde wagen wir einen Neuanfang,
Rücken die Menschheit ins rechte Lichte.
Mit uns selbst und mit der Natur im Einklang,
Beschreiben wir ein neues Blatt in unserer Geschichte.

Verheilen werden die Risse der Gesellschaft wie Narben
Als blasse Souvenirs dunkler Zeiten.
Gemeinsam sollen wir strahlen in unseren prächtigen Farben,
Gemeinsam wollen voran wir schreiten.

Mit „Bitte“ und „Danke“ als Währung
Ist jeder Kavalier gut situiert.
Jede Annäherung gleicht einer Bescherung,
Nur die Glückseligkeit dominiert.

Mensch darf wieder Mensch sein,
Wie die Natur es vorschrieb.
Ganz ohne Druck oder Pein,
Sondern nur aus eigenem Antrieb.

Ach, wie sehr mir diese Vorstellung gefällt!
Warum wirke ich nicht mit an dieser schöneren Welt?

Ein bohrender Schmerz beschert mir ein böses Erwachen,
Reißt mich mit einem Ruck aus dem Traum.
„Was kann ich tun? Was gibt es noch zu machen?“
Unzählige Fragen stehen im Raum.

Traue ich mich aus meiner Kammer,
Schwimme ich fort von meiner einsamen Insel,
Nehme ich dem unlauteren Schmied den Hammer,
Dem niederträchtigen Maler den Pinsel,
Dem dekadenten Dirigenten den Taktstock,
Dem skrupellosen Skulpteur den Marmorblock,
Dem bösartigen Bauer das Land,
Und mein Schicksal selbst in die Hand?

Die Fragen fahren Karussell.
Mein Leib geht zugrunde.
Die Zeit vergeht viel zu schnell.
Mir schlägt schon die Stunde.

Die Engel zupfen am Saum meines seidenen Kleids,
Um mich herum wird es lichter.
Meine schönere Welt erwartet mich nun im Jenseits,
Darum trete ich vor meinen Richter.

Das Urteil wurde lange schon gefällt.
Doch eine letzte Frage: Was tust du für eine schönere Welt?