Arno Reinfrank

Arno-Reinfrank-Jugendpreis 2021

Nicolas Volanakis

Verronnen in der Ewigkeit

 

An jenem Tag, wo still die Nacht,

wo Farn nickt zu des Windes Tanz,

und wilder Schlehdorn schimmert sacht

im silbergrauen Mondenglanz,

da schleich' ich durch die dunkle Flur

in ewiglicher Einsamkeit.

Die Sterne mir Gefährten nur,

als ich durch finst’ren Flimmer gleit’.

 

Die Welt erstickt so kümmerlich

als sie nach Atemluft noch ringt.

Der knospend’ Pflanzen Spiel um mich

in kalter Dunkelheit zerrinnt.

Und Nebelflores düst’re Fluten

von Schmerz umwinden das Gezweig,

wo Bäume bleiches Harz verbluten

aus schwarz und kahl verkrümmtem Leib.

 

Und wieder tret’ ich Ihr entgegen.

Und wieder trete ich heran.

Doch gibt es Gründe, deretwegen

Ihr Abbild ich nicht schauen kann

vor Ihrem lang verwesten Tuch

in so zerbrechlichem Moment.

Des schart’gen Grabes Schriftenzug

mir schweigend Ihren Namen nennt.

 

Man sagt, wie in der Flut der Zeit

jedweder Schmerz würde verblassen.

Doch niemals könnt’ die Ewigkeit

mich irgendwann vergessen lassen,

wie meines Lebens einzig Glück

in Ihrem toten Herzen harrt.

Der junge Glanz in Ihrem Blick,

in Ihrem Kuss die Welt erstarrt.

 

Womit hab’ ich verdient das Leid?

Warum ward mir all das genommen

von höhnend Äthers Dunkelheit,

was Ihrem Herzen abgewonnen?

Wieso muss ich mein Dasein führen,

wo alles, was ich wollt’, verdorrt;

vergangen, was mich Glück ließ spüren,

und ich muss leben fort und fort?

 

Es sei verdammt des Himmels Walten!

Des Äthers karges Gaukelspiel!

Das all das Glücke lässt erkalten,

weil's meinem Groll zum Opfer fiel.

Gehässig spür’ ich seinen Dorn,

der sich durch meinen Körper brennt,

und nichts verbleibt als starrer Zorn.

Geächtet sei das Firmament!

 

So fühl’ ich nur den tobend’ Hader,

der in erblasster Hülle lechzt,

wo kaltes Blut in seiner Ader

gen Himmel um Erlösung ächzt.

Spür’ siechen in der Tränen Leid

die Umwelt und die Wut in mir;

zerrinnen in der Ewigkeit

was ich gefunden einst in Ihr.

 

Und eine kalte Träne lief

aus meinem Herzen zum letzten Mal.

Es hoffte, hoffte wohl naiv,

doch hoffen wollte es einmal:

Zu liegen nur in Ihren Armen;

auf ewiglich bei Ihr zu sein.

Und Jahre schieden, Jahre kamen,

bis bald auch meine Zeit vorbei.

 

 

Volanakis, Nicolas

20. Mai 2021