Verronnen in der Ewigkeit
An jenem Tag, wo still die Nacht,
wo Farn nickt zu des Windes Tanz,
und wilder Schlehdorn schimmert sacht
im silbergrauen Mondenglanz,
da schleich' ich durch die dunkle Flur
in ewiglicher Einsamkeit.
Die Sterne mir Gefährten nur,
als ich durch finst’ren Flimmer gleit’.
Die Welt erstickt so kümmerlich
als sie nach Atemluft noch ringt.
Der knospend’ Pflanzen Spiel um mich
in kalter Dunkelheit zerrinnt.
Und Nebelflores düst’re Fluten
von Schmerz umwinden das Gezweig,
wo Bäume bleiches Harz verbluten
aus schwarz und kahl verkrümmtem Leib.
Und wieder tret’ ich Ihr entgegen.
Und wieder trete ich heran.
Doch gibt es Gründe, deretwegen
Ihr Abbild ich nicht schauen kann
vor Ihrem lang verwesten Tuch
in so zerbrechlichem Moment.
Des schart’gen Grabes Schriftenzug
mir schweigend Ihren Namen nennt.
Man sagt, wie in der Flut der Zeit
jedweder Schmerz würde verblassen.
Doch niemals könnt’ die Ewigkeit
mich irgendwann vergessen lassen,
wie meines Lebens einzig Glück
in Ihrem toten Herzen harrt.
Der junge Glanz in Ihrem Blick,
in Ihrem Kuss die Welt erstarrt.
Womit hab’ ich verdient das Leid?
Warum ward mir all das genommen
von höhnend Äthers Dunkelheit,
was Ihrem Herzen abgewonnen?
Wieso muss ich mein Dasein führen,
wo alles, was ich wollt’, verdorrt;
vergangen, was mich Glück ließ spüren,
und ich muss leben fort und fort?
Es sei verdammt des Himmels Walten!
Des Äthers karges Gaukelspiel!
Das all das Glücke lässt erkalten,
weil's meinem Groll zum Opfer fiel.
Gehässig spür’ ich seinen Dorn,
der sich durch meinen Körper brennt,
und nichts verbleibt als starrer Zorn.
Geächtet sei das Firmament!
So fühl’ ich nur den tobend’ Hader,
der in erblasster Hülle lechzt,
wo kaltes Blut in seiner Ader
gen Himmel um Erlösung ächzt.
Spür’ siechen in der Tränen Leid
die Umwelt und die Wut in mir;
zerrinnen in der Ewigkeit
was ich gefunden einst in Ihr.
Und eine kalte Träne lief
aus meinem Herzen zum letzten Mal.
Es hoffte, hoffte wohl naiv,
doch hoffen wollte es einmal:
Zu liegen nur in Ihren Armen;
auf ewiglich bei Ihr zu sein.
Und Jahre schieden, Jahre kamen,
bis bald auch meine Zeit vorbei.
Volanakis, Nicolas
20. Mai 2021