Jordis Rheinstädter, 14 Jahre
Gruppe Lyrik 14 bis 21 Jahre
Jetzt bin ich hier
Ich fahre durch die Straßen,
auf in ein neues Leben,
weg vom Krieg,
in ein heiles, friedliches Land.
Ich habe Angst,
alle zu verlieren, die ich liebe,
alle von den wenigen, die noch übrig sind.
Jetzt bin ich hier,
lebe in einem kleinen Dorf am Wald,
ein einziger Laden, so viele Nachbarn
Ich dachte, es wird einfach,
wo ich doch schon viel Schlimmeres durchmachte,
hoffte, die Familie wiederzufinden, die ich verlor.
Ich bin anders, fremd.
Ich bin einer von den wenigen jungen Menschen hier,
die meisten sind alt.
Ich möchte endlich ein Leben leben,
sie hatten ein erfülltes und wollen jetzt ihre Ruhe haben.
Während ich im Wald spaziere,
sitzen sie hinter ihren Fenstern,
den ganzen Tag.
Im Grunde sind wir alle einsam.
Sie mögen mich nicht,
das zeigen sie mir gleich.
Alles war wie immer,
doch dann kam ich,
und mit mir die Veränderung.
Sie regen sich auf
über die Flüchtlinge,
die ihnen alles wegnähmen,
dabei haben wir nichts
und sie doch so viel.
Jetzt bin ich hier,
bin freundlich und offen,
aber sie sind misstrauisch und verschlossen,
denn ich bin fremd.
Abere das Gute am Fremden ist:
schon bald ist es nicht mehr fremd.
Jordis Rheinstädter,
Schreibwerkstatt mit Safiye Can